Treffen mit Vertreter:innen der Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligendienste in Bremen

Was brauchen die Freiwilligendienste in Bremen? Und was kann man tun, um ein eigentlich bereits sehr attraktives Format bekannter zu werden.

Um diese und weitere Fragen zu besprechen, haben wir uns mit Maren Büschking (Verbund Bremer Kindergruppen), Mara Sterra (tjfbg) und Nadine Portillo getroffen

22. März 2023 – Es wurde klar: Das Feedback der jungen Menschen, die ein Freiwilligenjahr komplett absolvieren, ist fast durchweg positiv: Die Freiwilligen sind mit ihrem Jahr sehr zufrieden und bewerten es häufig als einen großen Schritt nach vorne. In ihrem Freiwilligenjahr erleben viele junge Menschen eine Zunahme an Selbstwirksamkeit, die zu größerem Selbstbewusstsein führt, sie erleben sich als wirkmächtig.

Die Stellen schätzen die Freiwilligen, da sie immer wieder frischen Wind in die Einrichtungen bringen und Fragen stellen, die man selbst sich als Hauptamtliche:r nicht (mehr) stellt. Sie haben Zeit für die Dinge, für die im Normalbetrieb oft keine Zeit bleibt – eine Zeitung vorlesen im Seniorenstift zum Beispiel oder mal individuell mit einem einzelnen Kind in der KITA spielen.

Trotzdem befinden sich die Freiwilligendienste in Bremen seit der Bewerbungsphase zum Jahrgang 2022/2023 in einer Krise, die Maren Büschking, Mara Sterra und Nadine Portillo als existenziell beschreiben. Die Zahl der besetzten Stellen hat sich um ca. ein Viertel verringert. Das Problem scheint vor allem große Träger mit über 50 Stellen zu betreffen, während bei kleineren Anbietern meist noch alle Stellen besetzt werden können.

Dazu kommt, dass in den letzten Jahren immer mehr Jugendliche aus psychischen Gründen vorzeitig abbrechen. Die Anforderungen an die Begleitung sind gewachsen, sowohl an den Einsatzstellen wie auch für die Träger.

Die Problematik ist groß, aber die Lösungsansätze und Bedarfe sind überschaubar:
• Bundesweit eine Absenkung des Betreuungsschlüssels von 1:40 auf 1:30.
• Der Freiwilligendienst muss bekannter werden. Das Format ist an den Schulen und da auch in der Berufsorientierung kaum bekannt und wird manchmal auch falsch eingeschätzt – als Notlösung für Schulabgänger:innen, die man anderswo für überfordert hält. Dieses Bild gilt es zu korrigieren. Dazu braucht es Kapazitäten, um das Freiwilligenjahr flächendeckend an Bremer Schulen vorstellen und bewerben zu können
• Die Einführung eines regulären Teilzeitmodells ist faktisch vom Bundestag beschlossene Sache, wird aber für den Jahrgang 2023/2024 leider noch nicht greifen. Unklar ist, welche Auswirkungen Teilzeit auf das ohnehin schon geringe Taschengeld hätte.
• Es braucht in Bremen ein komplett kostenloses Monatsticket für Freiwillige – zur finanziellen Entlastung, aber auch als eine spürbare, zielgruppengerechte Geste der Anerkennung.
• Die LAG Bremen muss besser ausgestattet werden, damit sie zentrale Aufgaben wie die Kommunikation in den Schulen, mit Multiplikator:innen und auf Messen leisten kann.
• Die LAG will weiterhin trägerübergreifend die psychosoziale Beratung von Freiwilligen anbieten.

Viel zu tun also, aber zumindest sind kaum Fragen offen geblieben.

0421 / 16 86 70-30
Freiwilligenagentur Bremen