Wie steht es um das freiwillige Engagement in der Feuerwehr?

8. Juni 2022 – Um das herauszukriegen, haben wir uns mit Christian Patzelt getroffen, der als Gruppen- und Verbandsführer in der Freiwilligen Feuerwehr in der Neustadt und Bundesjugendleiter der Deutschen Jugendfeuerwehr freiwillige aktiv und hauptberuflich seit über einem Jahr als Pressesprecher der Feuerwehr Bremen tätig ist. Als Freiwilliger und Hauptamtlicher kennt Patzelt alle Facetten der Freiwilligenarbeit der Feuerwehr.

Was viele nicht wissen: Neben der Berufsfeuerwehr gibt es in Bremen über 650 freiwillige Feuerwehrleute, die Hauptamtlichen unterstützen. Nach spätestens 16 Minuten müssen sie spätestens am Unfall- oder Brandort sein und dazu noch die Kinder- und Jugendarbeit und also die Nachwuchsgewinnung sicherstellen.

“Freiwillige Feuerwehr ist im wahrsten Sinne des Wortes systemrelevant. Die Freiwilligen riskieren im Zweifel ihr Leben. Das wird viel zu oft zu wenig gewertschätzt und auch kaum entschädigt”, resümiert Patzelt. Das Engagement umfasst neben der eigentlichen Feuerwehrarbeit viel Zeit für die Nachwuchsarbeit. Zahlreiche Fortbildungen müssen belegt werden. Da kommen einige Stunden zusammen, erzählt Patzelt: “Ein Jugendfeuerwehrwart gestaltet zum Beispiel mindestens 40 Dienstveranstaltungen im Jahr, nimmt an Fortbildungen und Ausschusssitzungen teil und organisiert Zeltlager. Die Aufwandsentschädigung von 100 Euro pro Jahr steht da in keinem Verhältnis.”
Auch Vergünstigungen für Sportangebote wären eine Möglichkeit der Anerkennung, so Patzelt: “Die kostenlose Nutzung der Bremer Bäder für freiwillige Feuerwehrleute, um körperlich fit zu bleiben, das würde ich mir wünschen. Aber auch attraktivere Angebote über die Bremer Ehrenamtskarte mit deutlichen Rabatten oder auch eine finanzielle Anerkennung in Form von Preisen für besondere Leistungen könnten eine echte Würdigung für die freiwilligen Feuerwehrleute sein.”

Die Pandemie ist auch an der Freiwilligen Feuerwehr nicht spurlos vorüber. Aber die Nachwuchsgewinnung ist nicht erst seitdem ein zentrales Thema. “Gerade die Förderung von Mädchen und jungen Frauen spielt eine enorm wichtige Rolle”, betont Patzelt. Und auch im Punkt Diversität gibt es Einiges zu tun, denn noch immer bildet die Feuerwehr nicht den Querschnitt der Gesellschaft ab.

Um die Nachwuchsgewinnung durch die Jugendfeuerwehr sicherzustellen, bräuchte es laut Patzelt zukünftig idealerweise eine hauptamtliche Unterstützung der Jugendverbandsarbeit. Denn wird dieser Bereich, wie gesagt, ausschließlich von Freiwilligen gestemmt.

Patzelts Fazit: “Ich hoffe, dass durch die Engagementstrategie noch einmal deutlich wird, dass Freiwilligenarbeit kein Feigenblatt ist und angemessene Anerkennung und Entschädigung benötigt.”

Wir werden diese und alle weiteren Anregungen aufnehmen und in die Engagementstrategie einspeisen.