5. Freiwilligen.Forum: Pflichtdienst Pro und Contra

Mit Sigrid Grönert (CDU Bremen), Nadine Portillo (Geschäftsführerin des sfd Bremen) und Dorothea Lätzel (Freiwillige im FÖJ)

2. März 2023 – Die Debatte um ein verpflichtendes soziales Jahr für junge Menschen flammt zum alljährlichen Sommerloch immer wieder auf. 2022/2023 läuft sie allerdings anders: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier formulierte die Idee unter dem Eindruck diverser Krisen (Klima, Krieg, Corona) offenbar so prägnant, dass sie seitdem diskutiert wird und eventuell tatsächlich Konsequenzen haben könnte. Die Befürwortung zur Pflichtdienstidee in der Bevölkerung steigt.

Aber ist ein Pflichtdienst überhaupt eine Möglichkeit, um junge Menschen verstärkt ins Engagement zu bringen? Oder ist es gerade die Freiwilligkeit, die das Engagement auszeichnet, und eine Verpflichtung würde eher destruktiv wirken?

Über diese und weitere Fragen haben wir im Club 27 im Schnoor mit Sigrid Grönert, Nadine Portillo und Dorothea Lätzel diskutiert. Die Argumente gegen ein verpflichtendes soziales Jahr, die Nadine Portillo und Dorothea Lätzel formulierten, stellten die Sinnhaftigkeit einer Verpflichtung zum Engagement generell infrage. Zudem hätte man es hier mit einem Generationenkonflikt zu tun: Die lebensältere Generation beschwert sich über die mangelnde Solidarität der jungen und will sie in die Pflicht nehmen.

Sigrid Grönert betonte den großen Gewinn, den soziales Engagement auch und gerade für Menschen bedeuten kann, die von sich aus nicht auf die Idee kämen, sich zu engagieren. Außerdem sollte man das Pflichtjahr nicht als starr begreifen. Auch kürzere Zeitintervalle, auf mehrere Jahre verteilt, wären denkbar. Und wer bereits von sich aus freiwillig tätig ist, könnte, eine weitere Möglichkeit, vom Pflichtjahr befreit werden.

Nachdem das Pro und Contra ausgetauscht war, ging es um grundlegendere Fragen. Haben wir es tatsächlich mit einem gesellschaftlichen Solidaritätsdefizit zu tun? Und wäre bei der Aufwertung des Bestehenden, also der Freiwilligendienste, nicht noch reichlich Luft nach oben?

Im letzten Punkt bestand Einigkeit. Eine intensivierte Förderung und Aufwertung der Freiwilligendienste wäre nicht nur äußerst sinnvoll, sondern auch mach- und finanzierbar. Um diesen Punkt weiter zu vertiefen, treffen wir uns am 22. März zu einem Workshop mit der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der Bremer Freiwilligendienste, um die Bedarfe zu ermitteln und Ideen zu sammeln.

0421 / 16 86 70-30
Freiwilligenagentur Bremen